Unglückliche Pleite gegen Stuttgart: St. Pauli muss weiter zittern
Der FC St. Pauli muss weiter um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga bangen. Zumindest ein bisschen. Denn trotz der verdienten 0:1-Niederlage am Sonnabend gegen den VfB Stuttgart beträgt der Vorsprung der Hamburger auf den Tabellen-16. 1. FC Heidenheim zwei Spieltage vor dem Saisonende fünf Zähler.
Zudem hat der Kiezclub die um 16 Treffer bessere Tordifferenz gegenüber Heidenheim, das am Freitagabend im Kellerduell mit dem VfL Bochum 0:0 gespielt hatte. Das Team von Coach Alexander Blessin hat den Ligaverbleib also weiter in der eigenen Hand. Gegen den VfB hätte ein Zähler bereits gereicht, um die Rettung zu 99,9 Prozent perfekt zu machen. Aber ein spätes Tor von Nick Woltemade (88.) sorgte für Ernüchterung im Millerntorstadion.
St. Pauli durfte dennoch stolz auf seine Leistung sein. Denn nach einer Gelb-Roten Karte gegen Siebe Van der Heyden (57.) spielten die Hausherren lange in Unterzahl. Mit viel Leidenschaft und dank des überragenden Keepers Nikola Vasilj, der unter anderem einen Handelfmeter von Woltemade (60.) hielt, hielten die Hanseaten bis kurz vor Schluss die Null. In der Nachspielzeit flog dann auch noch Vasilj mit der "Ampelkarte" vom Platz (90.+6).
"Das ist extrem bitter, weil wir über 90 Minuten einen Kampf geliefert haben. Offensiv war es vielleicht nicht unser bestes Spiel, aber defensiv haben wir alles reingeworfen", sagte St. Paulis Innenverteidiger Hauke Wahl dem NDR. "Heute hat vielleicht das Quäntchen Glück gefehlt", resümierte er.
St. Pauli wehrt sich leidenschaftlich gegen gute Stuttgarter
Der Sieg der Gäste war verdient. Die Schwaben rissen das Zepter nach einer Anfangsphase mit leichten Vorteilen für St. Pauli immer mehr an sich. In einer extrem temporeichen ersten Hälfte war von den Blessin-Schützlingen so große Opferbereitschaft im Rückzugsverhalten gefragt. Denn der VfB kombinierte sich teilweise extrem schnell und sicher nach vorn. Ein sehr gut aufgelegter Keeper Vasilj sowie angesprochene Hingabe in der Verteidigung sorgten für das etwas schmeichelhafte Remis zur Pause.
Der VfB war die um eine Nuance bessere Mannschaft mit dem Chancenplus, hätte aber zur Halbzeit auch zurückliegen können. Denn St. Pauli setzte nach Ballgewinnen durch Umschaltmomente offensiv einige Nadelstiche. In vorderster Front mangelte es dem Blessin-Team allerdings wieder einmal an der nötigen Abgeklärtheit und Durchschlagskraft.
Vasilj hält Handelfmeter von Woltemade
Im zweiten Abschnitt nahm die Dominanz der Schwaben noch einmal zu. Das Tor für den Pokalfinalisten schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Und als Van der Heyden einen Schuss von Woltemade mit der Hand zur Ecke abwehrte und Referee Florian Exner (Münster) nach Sichtung der Bewegtbilder auf Strafstoß entschied, waren die Gäste der Führung ganz nah.
Doch ein kleines Psycho-Spielchen vom mit Gelb-Rot des Feldes verwiesenen Van der Heyden - der Belgier brauchte ewig, bis er wie vorgeschrieben den Innenraum verlassen hatte -, sowie Teufelskerl Vasilj machten dem VfB einen Strich durch die Rechnung. Bosniens Nationalkeeper entschärfte den Penalty von Woltemade grandios und brachte das Millerntor so zum Beben.
Stuttgart trifft kurz vor Schluss zum Sieg
So groß der Jubel nach dem vierten gehaltenen Elfmeter von Vasilj in dieser Serie auch war, St. Pauli musste anschließend noch 30 Minuten plus Nachspielzeit ohne Gegentreffer überstehen, um den Klassenerhalt vorzeitig bejubeln zu können. Das erforderte gegen die unvermindert anrennenden Stuttgarter enorme Kraftanstrengungen. Bis kurz vor Ultimo hielt das Hamburger Bollwerk. Dann sorgte Woltemade nach einer feinen Kombination mit einem Schuss ins linke untere Eck für das 1:0.
"Am Ende waren wir leider mit zwei Mann in Unterzahl - den 'Schiri' zähle ich dazu. Was der heute gepfiffen hat, war Wahnsinn." St-Pauli-Profi Noah Weißhaupt über Schiedrichter Florian Exner
Wenig später flog Vasilj noch mit der "Ampelkarte" vom Feld, weil er nach Ansicht von Referee Exner zu heftig das Zeitspiel des VfB moniert hatte. Bitter für St. Pauli und den Bosnier, der nun am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) in der Auswärtspartie bei Eintracht Frankfurt fehlen wird.
